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Frohes neues Jahr! Datum: 02.01.2020 09:06:09

Wir wünschen allen Lesern ein frohes und erfolgreiches jahr 2020!

Antwort auf „Was Humanismus sein könnte“ von Christian M. Datum: 21.11.2019 10:00:43

Du hast ein starkes Gespür für gesellschaftliche Tatsachen. Wäre dein Idealismus, d.h. deine Wunschvorstellung, wie Menschen deiner Meinung nach sein sollten, nicht so überbordend, wärst du mit Sicherheit ein hervorragender Soziologe. Ich fürchte nur, dass es in einer Welt der kollidierenden Interessen ein Irrglaube ist, dass humanistische Gruppierungen die Keimzelle für mehr Mitmenschlichkeit in der Welt sein können. Ironischerweise wird in diesen humanistischen Gruppierungen gelegentlich der Begriff "Humanismus" selbst zum Kampfbegriff, mit dem die eigenen Interessen positiv geframt werden sollen.

Und jetzt werde auch ich idealistisch: Was eine humanistische Gruppierung zusammenhält, sollte meiner Meinung nach kein gemeinsames Feindbild, z. B. die Repräsentanten der so genannten „Amtskirchen“, sein, denn Feindbilder verhindern, dass man diese als Individuen sieht, die zu ihren Ansichten und Interessen durch ihre spezifische Prägung gelangt sind. Und schließlich bekämpft man im Feind auch immer ein Teil seiner selbst, den man ablehnt. Ein solches Feindbild setzt also der persönlichen Erkenntnis und Entwicklung sehr enge Grenzen.

Zusammenhalt kann auch nicht allein durch Logik und Rationalität geschehen, denn diese kann sich immer in den Dienst einer zutiefst inhumanen Sache stellen. Überhaupt ist es ein Irrtum, dass alles auf Logik und Rationalität beruht. Der „letzte Grund“ der Philosophie, deren „Twilight Zone“, wie Michael Schmidt-Salomon es einmal formuliert hat, ist irrational. Es bedarf, wie er schreibt einer Basissetzung, die dogmatisch ist, also rational nicht begründet werden kann. MSS hat eine mögliche humanistische Basissetzung damals so formuliert:

Alle Menschen (ungeachtet welcher Gruppe sie angehören - auch die kommenden Generationen werden hier mit einbezogen!) sind gleichberechtigt und frei in ihrem Streben, ihre individuellen Vorstellungen vom guten Leben im Diesseits zu verwirklichen, sofern dadurch nicht die gleichberechtigten Interessen anderer in Mitleidenschaft gezogen werden,
und es ist die unaufkündbare Aufgabe eines jeden Menschen, mit allen zur Verfügung stehenden Kräften dazu beizutragen, daß möglichst wenigen (im Idealfall: niemandem) die Inanspruchnahme dieses fundamentalen Rechts versagt bleibt.
“ (http://www.schmidt-salomon.de/muench.htm)

Menschen sind nicht einfach „gut“ oder „böse“. Menschen handeln aus bestimmten Erfahrungen und Interessenlagen heraus und immer innerhalb eines sozialen Kontexts. Macht, Herrschaft, Autorität und Gewalt sind soziologische Tatsachen, die man dabei nicht ignorieren kann. Und die man nicht versuchen sollte, im Rahmen eines Projektes der „Menschheitsverbesserung“ zu instrumentalisieren, wie es der Kommunismus getan hat. Es bleibt also die überaus schwierige Aufgabe, eine gesellschaftliche Verbesserung zu bewirken. Was eine Verbesserung bedeutet, das wird in pluralistischen Gesellschaften innerhalb dieser Realität der soziologischen Tatsachen immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.

All das bedeutet nicht, dass wir nicht darauf hinwirken können, dass Menschen frei von Gruppenzwängen (die übrigens unter Linksextremen genau so stark sind wie unter Rechtsextremen) ihre Meinung äußern. Grundsätzlich zahlt derjenige, der seine Meinung öffentlich oder gegenüber einer mit Macht ausgestatteten Person äußert, einen Preis. Dieser kann zum Beispiel in der sozialen Abwertung oder dem Ignoriertwerden bestehen. Ich sehe das beste Mittel immer noch in der Bildung. Es muss dafür aber auch etwas getan werden. Zum Beispiel – und das ist meine persönliche unausgehandelte Meinung – sollte viel mehr Geld in die Ausbildung der Lehrer fließen und Facebook-Algorithmen so angepasst werden, dass die Menschen Chancen haben, auch andere Ansichten zu hören, um aus ihrer Filterbase ausbrechen zu können. Dies kann bewirken, dass der Preis für das Äußern der eigenen Meinung angemessen ausfällt. Es kann darüber hinaus auch bewirken, dass, wenn wir einen Tisch sehen, sich alle darüber einig werden, dass dies auch ein Tisch ist, und es eine andere Frage ist, ob wir diesen Tisch gut finden. (Barack Obama hat dieses Beispiel einmal erwähnt.)

In einer offenen Gesellschaft gibt es viele Weltanschauungen. Mit dem jetzigen Ausmaß an Freiheit hat sich unsere Gesellschaft weit entwickelt. Diese Freiheit sollte sich meiner Meinung nach auch darin äußern, dass Hitlers „Mein Kampf“ ohne belehrende Kommentare gelesen werden kann und dass Beleidigung ein Recht wird, anstatt eine Straftat zu sein. Ich glaube, eine offene Gesellschaft, in der den Menschen mehr Entscheidungsverantwortung übertragen wird, kann derartige Dinge nicht nur aushalten, sondern sich durch die so entstehende Debatte um „Richtig“ und „Falsch“ auch weiterentwickeln. Und selbst muss man ja nicht jedes fragwürdige Buch im Regal stehen haben, oder mit jedem Beleidiger Kaffeekränzchen halten. Was man als Humanist aber erkennen sollte, ist die „Mission Impossible“ der Weltveränderung über den bloßen Appell an mehr Mitmenschlichkeit.

Was Humanismus bedeuten könnte Datum: 15.11.2019 12:20:12

Eines vorweg: Ich möchte niemandem vorschreiben, was Humanismus sein soll, welches der einzig wahre, richtige Humanismus sein soll. Dennoch ist es für mich an der Zeit, mich mit dem Begriff einmal erneut auseinander zu setzen: Was könnte Humanismus für mich bedeuten?
Zunächst einmal ist klar, dass es für uns als Atheisten nicht um die Ableitung von irgendeiner Gottheit gehen kann, sondern es geht darum, wie wir Menschen miteinander umgehen. Wie dies sein sollte: Es gibt dabei vieles, mit dem ich tatsächlich durchaus zufrieden bin, das wäre hier aber langweilig. Interessanter ist, wo Verbesserungsbedarf besteht.
Auslöser meiner Gedanken ist ein Streit um eine Kritik auf dem hpd an einem Buch, in dem es um Klimaschutz geht. Diese teils als unangemessen wahrgenommene Kritik war Anlass, unsere Umgangsformen zu überdenken: D. h. welches Verhalten wir in Auseinandersetzungen voneinander erwarten. Also vorrangig: wie möchte ich von Euch behandelt werden, wie wollt Ihr von mir behandelt werden?

Im günstigsten Fall möchte ich von Euch so gesehen werden, wie ich mich selbst sehe: Als ein mit Verstand (Intellekt) begabtes Wesen, das auch zur Vernunft fähig ist, also in der Lage ist, sich den eigenen Einsichten entsprechend zu verhalten. So sehe ich mich und so möchte ich Euch auch sehen und es wäre schön, wenn Ihr versuchen würdet, Euch auch so zu sehen.

Was folgt daraus? Ich will mir im günstigsten Fall meine Meinung frei bilden können. Aber was ist mit „frei“ in diesem Zusammenhang gemeint?
1. Frei von Gruppenzwang: Sobald wir mit anderen Menschen in Kontakt treten, werden wir mit ihrem Verhalten konfrontiert. Wir neigen dazu, Konflikt zu vermeiden mit Menschen, die wir auf unserer Seite glauben, mit unseren Freunden und Familienangehörigen erst recht. Umgekehrt haben wir vielleicht weniger Hemmungen, Streit zu führen mit Gegnern, also Ärger an ihnen auszulassen, sie durch zwischenmenschliches Verhalten unter Druck zu setzen. Das alles ist eher unerwünscht, wenn ich mich als Wesen verstehe, das inhaltlich richtigen Argumenten folgt (rationalen Argumenten) und sich auch nach Einsichten richten will – und wenn ich das nicht wollte, so käme doch nur Unsinn heraus. Wir sind nicht davor geschützt, selbst so einen sozialen Druck auf unsere Umwelt zu erzeugen, zumal wir auch als rational denkende Menschen uns durchaus unseres impulsiven Verhaltens bewusst sein sollten, dessen Wirkung und der Wirkung impulsiv-emotionalen Verhaltens anderer auf uns. Das bedeutet aber auch, dass die Impulsivität als Merkmal zwischenmenschlicher Durchsetzungsfähigkeit der Freiheit und Rationalität zu einem gewissen Grad im Weg steht. Gruppenzwang kann auch beinhalten, ganz förmlich bestimmte Gruppen abzuwerten, sie als inakzeptabel hinzustellen und von vornherein anzukündigen, solche Menschen auszugrenzen: Auch die Gefahr von Ausgrenzung jeder Art ist daher der Freiheit hinderlich; hier wird mit sozialem Druck auf die Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Die Gruppenausgrenzung in oben genannter hpd-Diskussion ging so weit, die Meinung einer Person bereits mit dem „Argument“ abzukanzeln, er habe mit bestimmten Gruppen gesprochen: er sei also a) potentiell verdächtig, zu dieser Gruppe zu gehören und b) dort mit Argumenten oder gar Informationen oder Interpretationen derselben konfrontiert worden, die seine Argumente untauglich machen würden.
2. Womit ich zum nächsten Punkt komme: Ich will mir selbst ein Bild machen, ob dieses oder jenes falsch ist – oder eben richtig. Ich möchte nicht, das Menschen Argumente oder Informationen von mir fernhalten, weil ich ja sonst möglicherweise Gefahr liefe, einer gänzlich dämlichen Ansicht anheim zu fallen. Ich sehe mich aber als ein zum rationalen Denken und Verstehen fähiges Wesen und diese Abschottung von „bösen“ Aussagen steht zu meinem Bestreben in Konflikt, mir selbst eine Meinung über richtig und falsch zu bilden, was a) die Information voraus setzt und b) die Möglichkeit, auch diese Argumente zu hören. Im Zweifel will ich also auch die Aussagen von Stalin, Pol Pot oder Hitler im Original unverfälscht lesen können. Im Gegensatz zu den USA besteht bei uns eine gewisse Zensur in diesen Dingen, über die ein breiter Konsens besteht. Dieser Konsens steht aber in Konflikt zur humanistischen Selbstbestimmung, wie ich sie hier verstehe: Man wendet ein, man müsse die verblödete, manipulierbare Masse vor sich selbst schützen – und das ist ja manchmal wirklich so, dass man die unintellektuellen Menschen manchmal gar nicht für blöde genug halten kann – vielleicht sollten wir dies aus dem oben genannten Menschenbild heraus aber gerade umkehren, zumindest unter uns intelligenten und vernunftwilligen Humanisten: und auf die anderen sollten wir vielleicht behutsam einwirken, Verstand und Rationalität zu würdigen und unsere Umwelt zur Vernunft erziehen. Im Grunde ist es doch eine Beleidigung für einen Humanisten, wenn man ihm Informationen oder Argumente vorenthält oder in Diskussionen dieses Gruppendenken einbringt, weil man damit automatisch unterstellt, dass der andere kein Humanist sei. Zwischenmenschliche Zensur, Informationszensur oder die Vorauswahl von Meinungen sind von meiner Seite aus unerwünscht. Jedwede(!) parteipolitische Hegemonie und Lufthoheit ist grundsätzlich unerwünscht. Parteien sollten wir nicht als selbstzweckerfüllenden Machtbetriebe verstehen, sondern stets als Wahlmöglichkeit, zu der man durch Argumente gelangt.
3. Manipulation der Meinung: Es gibt Suggestionen. Gerade vor Hitlers Reden wurde früher immer gewarnt, diese seien von so starker suggestiver Kraft: selbst von seinen Gegnern wurde das fast schon ins Magische gerückt. Das mag für einige früher Entschuldigung für eigene Verfehlungen gewesen sein. Gerade mit den uns gekürzten Ausschnitten aus dieser Zeit ist es aber zum Teil nur noch schwer nachvollziehbar, wie dies funktioniert hat: Das fing an mit unmerklichen Umdefinierungen von Begriffen, mit kultureller Begriffsherrschaft, ging weiter zu emotionaler Einflussnahme in Reden: Hitler ist dort nicht in den Saal gekommen und hat die Menschen einfach angebrüllt, sondern hat in einer Stimmung angefangen, die dem Publikum entsprechend war und hat sie dann emotional mitgenommen. Um nur Beispiele zu nennen: Sprünge in der Argumentation, Abkürzungen und Schlussfolgerungen wurden dann so aneinander gereiht, dass dies die rationale Hinterfragbarkeit in dem Moment erschwerte. Und eines ist sicher: Die Nazis waren Meister der Ausgrenzung und des Gruppendrucks. Außerdem enthält jede Massenveranstaltung einen gewissen Gruppendruck, wenn die Leute neben Dir jubeln und schreien; sich dem zu entziehen ist für den Menschen angeborenermaßen schwierig – das fängt ja schon damit an, wenn man sich als St. Pauli-Fan in die HSV-Kurve stellt… Simple Suggestionen beginnen schon damit, dass man den Zeugen eines Autounfalls fragt, ob das Auto blau oder grün gewesen sei – womit man bereits impliziert, dass man bereits wisse, dass es eine dieser Farben sein müsse; oder dass man den Fahrer auf die Aussage, dass er keinen Alkohol getrunken habe, fragt, wie viele Biere es denn gewesen seien – was gar nicht selten positiv beantwortet wird: Suggestiv, weil man in die Frage eine Aussage verpackt, die bei direkter Formulierung Widerspruch erzeugen würde, wenn man nämlich vorhalten würde: Sie lügen!
Worauf ich hinaus will: die Manipulation und Suggestion wirkt einer humanistischen, rationalen, freien und selbstbestimmten Meinungsbildung entgegen. Das bedeutet aber nicht, dass es Suggestionen geben würde, denen man notwendigerweise erliegen müsse. Die Mittel der Suggestion werden vielleicht auch deshalb so sorgsam gehütet, weil sie auch in der Politik und den Nachrichten reichlich zum Einsatz kommen. Je mehr man über diese Mittel aber informiert ist und je mehr man mit ihrem Einsatz rechnet, umso eher kann man diese gleich erkennen und die Suggestionsaussage rational hinterfragen. Die Kenntnis um die Mittel der Suggestion beinhaltet aber auch, sich Situationen zu entziehen, wo man gerade situationsbedingten Suggestionen ausgesetzt ist, wie in einer einseitigen Massenveranstaltung etwa.
4. Raum zur Meinungsänderung
Der „Jugend“ vergibt man häufiger unsinnige Ansichten. „Was schert mich meine Meinung von gestern“ soll Adenauer gesagt haben (oder so ähnlich) – was sich korrupt und opportunistisch anhört, prinzipienlos. Eine Meinung kann aber nur so richtig sein, wie die zugrundeliegenden Informationen, Interpretationen und Argumentationsketten richtig sind: Man sollte also nie komplett ausschließen, die eigene Ansicht auch ggf. einmal zu korrigieren, hinzu zu lernen – und das sollte meines Erachtens auch nicht altersabhängig sein. Obwohl
wir Älteren ja durchaus mehr Zeit hatten, Informationen und Argumente zu sammeln; was aber nicht bedeutet, dass andere nicht schneller sein können als wir oder mit anderen Argumenten und Sichtweisen konfrontiert wurden, also von den Voraussetzungen her andere Vorteile hatten.
Eine humanistische Sichtweise – an Rationalität und Vernunft orientiert – sollte also immer beinhalten, dass jeder Raum haben sollte, hinzu zu lernen und auch die Meinung zu korrigieren: Nur so ergibt eine Diskussion überhaupt einen Sinn. In besonderem Maße betrifft dies die Freiheit, seine politische Fürsprache für oder gegen eine Partei zu ändern bzw. sich offen zu halten, wo man das Kreuzchen bei der nächsten Wahl setzt. Zum einen zwingt man erst damit die parteipolitischen Protagonisten zur inhaltlichen Argumentation – auch wenn sie das gerne einfacher hätten. Sachliche Grundlage findet dies aber bereits darin, dass auch Parteien ihre Positionen verschieben. Bei unseren Wahlen der repräsentativen Demokratie wählt man zudem nicht nur einen Block von Aussagen – bei dem immer eine gewisse Unsicherheit besteht, ob diese auch durchgesetzt und später aufrecht erhalten werden – sondern man wählt auch ein Konglomerat an Personen, die wiederum jeweils einzeln ihre Meinung ändern oder auch nur umformulieren können (um es einmal dilplomatisch auszudrücken). Solange man nicht mit Parteisoldaten spricht, sollte es also ohnehin immer nur um inhaltliche Aussagen gehen. Selbst die Nennung überhaupt von Parteien ist dabei meistens überflüssig.
5. Umgang mit Autoritäten
Auch wenn wir dies nicht wollen sind wir ständig Machtverhältnissen ausgesetzt, und ich meine damit nicht nur, wenn jemand vor Gericht steht oder mit der Polizei in Kontakt kommt. Was dem Schüler der Lehrer ist, ist dem Angestellten der Chef und dem Selbständigen der Kunde und: Wir wollen es uns nicht verscherzen! Aus diesem Grunde kann es passieren, dass man aus taktischen Gründen die eigene Ansicht hintenan stellt, sie verbirgt, verdreht oder ganz auf eine Aussage verzichtet, wenn es um inhaltliche Auseinandersetzungen geht. Dabei soll es doch in diesem Lande Gewissensfreiheit geben! Art. 4 Grundgesetz heißt auch (!): „Die Freiheit … des Gewissens und … sind unverletzlich.“ Gemeint ist, dass wir frei (von Zwang) sein sollen, unsere Beurteilung von gut und böse zu treffen, aber auch von richtig und falsch. Unsere Überzeugung sollen geachtet werden. Sicherlich wird Art. 4 GG normalerweise als Regelung im Verhältnis von Staat und Bürger verstanden. Was aber ist das wert, wenn wir es zwischenmenschlich und gesellschaftlich nicht akzeptieren? Dabei vergessen wir leicht, dass es hier immer zwei Seiten einer Münze gibt: Einmal sind wir derjenige, der die Meinung verbirgt und verstellt, das andere mal bist Du oder ich aber derjenige, dem gegenüber die fremde Meinung kaschiert oder angepasst wird. Freiheit können wir aber nur haben wollen, wenn wir sie auch anderen gewähren.
Freiheit bleibt nur bestehen, wenn wir sie auch in Anspruch nehmen: D. h. wir müssen sogenannte Autoritäten gerade auf diese Prinzipien in die Pflicht nehmen, Meinungsfreiheit einfordern, ohne soziale Nachteile davon zu tragen, oder gar wirtschaftliche Nachteile oder solche des persönlichen Fortkommens. Wir müssen jedwede Autorität mit dieser Forderung konfrontieren auch mit der Erwartungshaltung, dass sich diese Person vernünftig verhalten und auch an missliebige Ansichten keine Nachteile knüpfen wird! Wir müssen Autoritäten darauf verpflichten! Dies ist eine Grundwertung auch der Gesellschaft, die als solche auch propagiert werden muss, vor allen parteipolitischen Ansichten, vor allen weltanschaulichen und religiösen Ansichten! Umgekehrt müssen wir aber auch aus einer Position der Autorität heraus (und potentiell sind wir immer in der Position, schon wenn wir sprechen) immer mehr in Vorleistung gehen und Freiheit gewähren, anbieten und versichern, dass wir an missliebige Ansichten keine Nachteile knüpfen werden, weder persönlicher, freundschaftlicher, wirtschaftlicher noch sonstiger Art!

Mir ist klar, dass es in diesem Abschnitt um ein spezielles Verständnis des Humanismus geht und dass es verschiedene Facetten gibt, Fragen der Menschenfreundlichkeit, der Leidminimierung, auch der sozialen Fürsorge vielleicht und einiges mehr. Dennoch dürfte es sich um einen Kernbereich handeln, aus dem sich vieles ableiten lässt.

„Liberté, Egalité, Fraternité“ oder „McWillensfreiheit“ – Wie kann Freiheit im Determinismus funktionieren? Datum: 25.10.2019 11:32:06

Ich freue mich, heute folgenden Gastbeitrag von Christian M. präsentieren zu dürfen. Er ist Mitglied im Förderkreis der Giordano-Bruno-Stiftung und lebt in Hamburg. Hier also der Beitrag:

„Liberté, Egalité, Fraternité“ oder „McWillensfreiheit“ – Wie kann Freiheit im Determinismus funktionieren?

Die Vorstellung eines „freien Willens“ ist unter logischen Gesichtspunkten absurd: Bei einem bestimmten äußeren Input in einer konkreten Situation und bestimmten momentanen neuronalen Mustern zur Verarbeitung dieses Inputs kann ein jeder Mensch nur so reagieren, wie er tatsächlich reagieren musste. Für Albert Einstein war genau diese Einsicht „eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz“.
Warum halten wir trotzdem an dieser Vorstellung fest? Dies liegt an der Macht künstlicher gesellschaftlicher Konstrukte, die deswegen eine so große Wirkung haben, weil sie an menschliche Instinkte appellieren. Das ist erst mal nichts Schlechtes, denn es hat seine gesellschaftliche Funktion. Ich gebe an dieser Stelle offen zu, dass ich mich in meinem Leben schon gerne vieler – mehr oder weniger künstlicher – gesellschaftlicher Konstrukte bedient habe: „Fast Food“ hat mir geschmeckt, beim Sommermärchen habe ich mit voller Begeisterung Tore der „deutschen“ Mannschaft bejubelt und im „Internet“ habe ich mir manchmal bis tief in die Nacht die Zeit vertrieben. Heute esse ich gern vegetarisch, fühle mich als Bewohner dieses Planeten und genieße Spaziergänge an der Elbe. Nicht immer, aber immer häufiger.
Beim „freien Willen“ hört für mich der Spaß auf. Das hat mit den realen Folgen zu tun, die die Anwendung dieses Konstrukts mit sich bringt: Gefühle von Scham, Schuld, und Aggression sowie In-Group-Out-Group-Denken. Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall. Auch, wenn man seinen Willen subjektiv als frei empfindet: Es ist wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen. Der Wille bleibt so unfrei wie der Kaiser nackt bleibt, auch wenn (fast) alle das Gegenteil behaupten.
Lediglich gefühlte „Willensfreiheit“ verspielt den Freiheitsbegriff im Großen und gibt ihn in der kleinen Münze der Subjektivität wieder aus. Entscheidend ist doch: Welche objektiven Handlungsmöglichkeiten stellt mir eine Gesellschaft zur Verfügung? Der auf dem subjektiven Empfinden basierende Freiheitsbegriff hingegen wird nicht zuletzt durch die allgegenwärtige Werbung ( „First name is free – last name is dom“ ) befeuert. Er kann nur aus einer Gesellschaft stammen, in der man glücklicherweise nicht Gefahr läuft, im Gefängnis zu landen, wenn man individuelle Freiheiten einfordert.
Der Wille ist unfrei (von Ursachen). Punkt. Aber unsere Handlungen können frei (von inneren und äußeren Zwängen) sein, auch wenn wir einen Preis dafür zahlen. Weil jedoch Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit Ideale sind, die sich gleichzeitig gegenseitig bedingen und ausschließen, werden sie nie zu 100 % erreicht werden können. Der Weg zu einer freieren und humaneren Gesellschaft verläuft auch nicht auf dem geradlinigen Pfad der Tugend. Es sind erst die „menschlichen Laster“, welche ganze Heerscharen von Anwälten, Psychologen, Polizisten, Ärzten und Richtern erschaffen und somit eine Wechselwirkung mit der Debatte über Werte erzeugen. Ohne Laster wäre das Leben also nicht nur langweilig, es gäbe auch keinen gesellschaftlichen Fortschritt.

Determinismus-Vortrag Datum: 22.10.2019 17:57:01

Vortrag Determinismus, Wissenschaft und Menschenbild: Willensfreiheit und Schuld im Determinismus


Donnerstag, 24.10.201, 19:00 Uhr
Zentrum für politische Teilhabe (Piratenpartei)
Lippmannstraße 58
22769 Hamburg
Anschließende Diskussion

„Nachsitzung“ im Cafe unter den Linden, Juliusstraße 16, ab ca. 20:30 Uhr.

EINTRITT FREI!

Pressemitteilung des IBKA Datum: 08.08.2019 10:20:22

Der IBKA, Bund der Konfessionslosen und Atheisten, teilte mit:

„Als Erfolg bewertet der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) den Vergleich zwischen der Agaplesion, Frankfurter Diakoniekliniken gGmbH und einem konfessionslosen Arzt. Dieser erhält 5000 Euro Entschädigung, da seine Bewerbung auf eine Stelle als Arzt aufgrund seiner Konfessionslosigkeit abgelehnt worden war. „Der IBKA sieht darin ein Schuldeingeständnis und einen Meilenstein auf dem Weg zur Abschaffung des diskriminierenden kirchlichen Arbeitsrechts“, sagt René Hartmann, Erster Vorsitzender des IBKA.“

Kommentar:
Ein „Erfolg“ ist das eigentlich nur im Nachhinein, denn die Ungerechtigkeit bleibt: Im Zweifel hat einmal mehr eine Person aufgrund von Religionszugehörigkeit eine Arbeitsstelle erhalten, die möglicherweise ansonsten eben ein anderer Kandidat erhalten hätte. Aus diesem Blickwinkel ist das nur ein sehr geringfügiger Ausgleich.




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(Stand April 2018).

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