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„Liberté, Egalité, Fraternité“ oder „McWillensfreiheit“ – Wie kann Freiheit im Determinismus funktionieren? Datum: 25.10.2019 11:32:06

Ich freue mich, heute folgenden Gastbeitrag von Christian M. präsentieren zu dürfen. Er ist Mitglied im Förderkreis der Giordano-Bruno-Stiftung und lebt in Hamburg. Hier also der Beitrag:

„Liberté, Egalité, Fraternité“ oder „McWillensfreiheit“ – Wie kann Freiheit im Determinismus funktionieren?

Die Vorstellung eines „freien Willens“ ist unter logischen Gesichtspunkten absurd: Bei einem bestimmten äußeren Input in einer konkreten Situation und bestimmten momentanen neuronalen Mustern zur Verarbeitung dieses Inputs kann ein jeder Mensch nur so reagieren, wie er tatsächlich reagieren musste. Für Albert Einstein war genau diese Einsicht „eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz“.
Warum halten wir trotzdem an dieser Vorstellung fest? Dies liegt an der Macht künstlicher gesellschaftlicher Konstrukte, die deswegen eine so große Wirkung haben, weil sie an menschliche Instinkte appellieren. Das ist erst mal nichts Schlechtes, denn es hat seine gesellschaftliche Funktion. Ich gebe an dieser Stelle offen zu, dass ich mich in meinem Leben schon gerne vieler – mehr oder weniger künstlicher – gesellschaftlicher Konstrukte bedient habe: „Fast Food“ hat mir geschmeckt, beim Sommermärchen habe ich mit voller Begeisterung Tore der „deutschen“ Mannschaft bejubelt und im „Internet“ habe ich mir manchmal bis tief in die Nacht die Zeit vertrieben. Heute esse ich gern vegetarisch, fühle mich als Bewohner dieses Planeten und genieße Spaziergänge an der Elbe. Nicht immer, aber immer häufiger.
Beim „freien Willen“ hört für mich der Spaß auf. Das hat mit den realen Folgen zu tun, die die Anwendung dieses Konstrukts mit sich bringt: Gefühle von Scham, Schuld, und Aggression sowie In-Group-Out-Group-Denken. Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall. Auch, wenn man seinen Willen subjektiv als frei empfindet: Es ist wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen. Der Wille bleibt so unfrei wie der Kaiser nackt bleibt, auch wenn (fast) alle das Gegenteil behaupten.
Lediglich gefühlte „Willensfreiheit“ verspielt den Freiheitsbegriff im Großen und gibt ihn in der kleinen Münze der Subjektivität wieder aus. Entscheidend ist doch: Welche objektiven Handlungsmöglichkeiten stellt mir eine Gesellschaft zur Verfügung? Der auf dem subjektiven Empfinden basierende Freiheitsbegriff hingegen wird nicht zuletzt durch die allgegenwärtige Werbung ( „First name is free – last name is dom“ ) befeuert. Er kann nur aus einer Gesellschaft stammen, in der man glücklicherweise nicht Gefahr läuft, im Gefängnis zu landen, wenn man individuelle Freiheiten einfordert.
Der Wille ist unfrei (von Ursachen). Punkt. Aber unsere Handlungen können frei (von inneren und äußeren Zwängen) sein, auch wenn wir einen Preis dafür zahlen. Weil jedoch Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit Ideale sind, die sich gleichzeitig gegenseitig bedingen und ausschließen, werden sie nie zu 100 % erreicht werden können. Der Weg zu einer freieren und humaneren Gesellschaft verläuft auch nicht auf dem geradlinigen Pfad der Tugend. Es sind erst die „menschlichen Laster“, welche ganze Heerscharen von Anwälten, Psychologen, Polizisten, Ärzten und Richtern erschaffen und somit eine Wechselwirkung mit der Debatte über Werte erzeugen. Ohne Laster wäre das Leben also nicht nur langweilig, es gäbe auch keinen gesellschaftlichen Fortschritt.

Determinismus-Vortrag Datum: 22.10.2019 17:57:01

Vortrag Determinismus, Wissenschaft und Menschenbild: Willensfreiheit und Schuld im Determinismus


Donnerstag, 24.10.201, 19:00 Uhr
Zentrum für politische Teilhabe (Piratenpartei)
Lippmannstraße 58
22769 Hamburg
Anschließende Diskussion

„Nachsitzung“ im Cafe unter den Linden, Juliusstraße 16, ab ca. 20:30 Uhr.

EINTRITT FREI!

Pressemitteilung des IBKA Datum: 08.08.2019 10:20:22

Der IBKA, Bund der Konfessionslosen und Atheisten, teilte mit:

„Als Erfolg bewertet der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) den Vergleich zwischen der Agaplesion, Frankfurter Diakoniekliniken gGmbH und einem konfessionslosen Arzt. Dieser erhält 5000 Euro Entschädigung, da seine Bewerbung auf eine Stelle als Arzt aufgrund seiner Konfessionslosigkeit abgelehnt worden war. „Der IBKA sieht darin ein Schuldeingeständnis und einen Meilenstein auf dem Weg zur Abschaffung des diskriminierenden kirchlichen Arbeitsrechts“, sagt René Hartmann, Erster Vorsitzender des IBKA.“

Kommentar:
Ein „Erfolg“ ist das eigentlich nur im Nachhinein, denn die Ungerechtigkeit bleibt: Im Zweifel hat einmal mehr eine Person aufgrund von Religionszugehörigkeit eine Arbeitsstelle erhalten, die möglicherweise ansonsten eben ein anderer Kandidat erhalten hätte. Aus diesem Blickwinkel ist das nur ein sehr geringfügiger Ausgleich.

Mittelalterliche Rechtslage Datum: 17.04.2019 09:10:23

Bei dem gestrigen Anhörungstermin vor dem Bundesverfassungsgericht ging es um die Rechtmäßigkeit des § 217 StGB, der die geschäftsmäßige Hilfe zum Freitod bestraft – was auch immer „geschäftsmäßig“ in diesem Zusammenhang heißen soll: Macht sich der Supermarkt strafbar, wenn er Plastiktüte und Klebeband zusammen verkauft, dürfen starke Seile noch an depressiv aussehende Personen verkauft werden?

Scherze sind eigentlich eher unangebracht in der Debatte, denn vorrangig geht es um todkranke Patienten, die ihr Leiden verkürzen wollen und zu einer humanen Umsetzung dieses Wunsches Hilfe durch einen Arzt benötigen. Genau das soll unterbunden werden: nur wer zufällig gute Beziehungen auf privater Ebene zur Ärzteschaft unterhält, darf dieses Privileg nutzen, weil nur dann eine Hilfe auf Gefälligkeitsebene glaubhaft wird, eben nicht geschäftsmäßig. Dabei ist die gesetzliche Beziehungsprivilegierung im Grunde asozial.

In Wirklichkeit geht es aber um etwas ganz anderes: Die radikalen Christen sind der Ansicht, dass der Mensch sich nicht selbst töten darf. Nie. Die Qual gilt als gottgewollt und sei daher höchst löblich und zu ertragen, egal ob Schmerzen, Tod durch Ersticken droht oder der Gesichtstumor durchbricht. Der darin enthaltene Sadismus wird religiös uminterpretiert in höchstes Mitgefühl: Die Verweigerung der Hilfe anderen gegenüber wird mit dem Schutz vor ewigen Höllenqualen begründet.

Die vorgeschobenen „Argumente“, man müsse nicht zurechnungsfähige Personen vor sich selbst schützen, greifen dabei völlig ins Leere, weil die Rechtslage im Übrigen völlig ungeeignet ist, den Suizid ansich zu unterbinden. Die Jahresquote schwankt selbst über Jahrhunderte nur geringfügig und liegt zwischen 7000 und 20.000 Fällen pro Jahr. Vor allem aber: die Unterbindung des Freitodes schlechthin oder gar die Strafbarkeit des Freitodes (die es tatsächlich in verschiedenen Ländern gibt), wäre komplett verfassungswidrig, weil es jedenfalls keine Pflicht zum Leben gibt und weil die grundrechtlich garantierte Selbstbestimmung nun einmal das Recht zum Suizid beinhaltet – da mag die Entscheidung zum Spezialfall 217 nun ausfallen, wie sie will.

Ein scheinbar anderer Fall ist die Weigerung des Bundesgesundheitsministeriums, in bestimmten Fällen Natriumpentobarbital zur Grundrechtsverwirklichung herauszugeben, übrigens gegen eine explizite Grundsatzentscheidung des Bundesverwaltungsgerichts. Eben diese Weigerung betrifft das selbe Thema: nämlich die Methodendiskussion zum Freitod, wie dies möglichst leidfrei realisiert werden kann, und zwar auch dann, wenn man aufgrund schwerer Krankheit oder Unfalls im Bett liegt.

Die gesamte Motivation, hier die Grundrechtsverwirklichung zu behindern, geht von der o.g. sadistischen Verhaltensweise aus, nicht aber vom Schutz nicht für voll zu nehmender Menschen vor sich selbst, der faktisch auf ganz andere Weise realisiert werden könnte, z.B. indem eine Regelung getroffen wird, den Geisteszustand des Suizidwilligen vorher vernünftig zu prüfen. Das ist aber aktuell von politischer Seite nicht gewollt, die Strafkeule soll bei dieser Gelegenheit auch gleich dem mündigen Menschen die Selbstbestimmung verbieten: der für die humane Methode der Selbsteinschläferung nun einmal auf Hilfe angewiesen ist, und zwar auf medizinisch fähige Hilfe.

Buskampagne 2019! Datum: 09.04.2019 09:59:37

Buskampagne 2019

Über den weltanschaulichen Wert der großen Emotion Datum: 05.04.2019 11:52:44

Vielleicht muss ich etwas ausholen, um gerade unter knallharten Naturalisten deutlich zu machen, was ich schreiben will. Aber es lohnt sich!

Die Standartdefinition des Brights-Movements lautet, dass die Ethik eines Brights auf dem naturalistischen Weltbild beruht. Das ist vielfach missverstanden worden als naturalistischer Fehlschluss, nämlich aus dem, was wir vorfinden, ableiten zu wollen, was sein soll. Richtiger müsste es nämlich heißen, dass die Ethik eines Naturalisten 1. nicht in Widerspruch steht zur naturwissenschaftlichen Erkenntnis der Welt und 2. Ethik sinnvollerweise auch nicht abgeleitet werden kann aus irgendwelchen übernatürlichen Phantasiegebilden wie einer Gottheit. Soweit sind wir uns vielleicht schon einmal einig.

Nun habe ich aber seit meiner ersten Aktivität in der Brights-Bewegung 2006 nie einen Zweifel daran gelassen, dass das Naturalistische Weltbild nicht ausschließlich aus der naturwissenschaftlichen Erkenntnis + Ethik besteht, sondern dass es noch einen riesigen weiteren weltanschaulichen Bereich gibt: denjenigen der Emotionen, der Künste, des individuellen Selbstverständnisses (engl. oberflächlich: „Image“). Naturalismus ist lediglich der gemeinsame Oberbegriff zur Abgrenzung unserer Weltanschauung von anderen supernaturalistischen Weltanschauungen, als Abgrenzung von den Anhängern des Übernatürlichen, die hinter jedem Dickicht der Erkenntnis ihre Gottheit vermuten.

Rationalität, Verstandsorientierung bedeutet aber auch, jeden Dogmatismus auf ein Minimum herunter zu fahren. Die aus dem Gewahrsein des Hier und Jetzt (Achtsamkeit) resultierende nicht wissenschaftliche direkte Wahrnehmung des körperlichen Zustandes, körperlichen Befindens, des Bewusstseins der Stimmung und Emotion, die Empfindung der Stimmungen, die von einer Situation ausgehen, von einer Szenerie: wie der Raum auf mich wirkt, in dem ich sitze, wie die Sonnenstrahlen ins Zimmer fallen und der winzige Staub plötzlich sichtbar wird, den ich von meinen Zimmerpflanzen aufgewirbelt habe, die Luftfeuchtigkeit und wie es riecht, wie sich das anfühlt, was ich empfinde. Welche Stimmung also vom Raum ausgeht und in anderen Fällen auch von der Stimmung anderer Menschen und meiner Beziehung zu ihnen.

Diese Wahrnehmungen sind meine individuelle Wahrnehmung der Welt und wir Naturalisten unterscheiden uns in diesen Wahrnehmungen eben so weit, wie wir unterschiedliche Menschen sind.

Wir Naturalisten werden immer schnell hellhörig, wenn jemand soetwas schreibt: Was will er von mir, warum schreibt er das? Die Empfindungen beruhen auf einem evolutionär entwickelten Erkenntnisapparat und sind nun einmal Empfindungen. Und was vor allem hat das mit dem Weltbild zu tun? Hier gibt es unser rationales Bild von der Welt, das andere ist Empfindung, Emotion, deren Vorhandensein letztendlich doch auch rational erklärbar ist. Das sehe ich natürlich genau so. Ich will auf Folgendes hinaus:

Diese oben beschriebene Art der Wahrnehmung der Welt ist gerade typisch für Naturalisten. Ich weiß, dass ich Stimmungen und Emotionen habe und ich verwende grundsätzlich eine rationale Erkenntnismethode, um die Welt zu verstehen. Das beinhaltet aber gerade, dass ich die direkte Wahrnehmung eben wahrnehme und empfinde und dabei gerade nicht etwas in diese Wahrnehmung hineininterpretiere, dass ich eben nicht eine Botschaft oder Gnade eines Gottes darin suche, dass ich gerade nicht irgendwelche Elfen herbeiphantasiere, die im Staub herumtanzen. Ich nehme wahr und nehme meine Wahrnehmung als solche hin, ohne die Wahrnehmung gleich interpretierend zu stören oder zu zerstören. Die Schönheit eines Sonnenuntergangs ist eben nur das, der seltene Blick auf den mondleeren, klaren Sternenhimmel mit der Milchstraße erzeugt ein erfüllendes und befriedigendes Gefühl, aber es ist eben nur das. Die Empfindungen beim hingebungsvollen Hören bestimmter Musikstücke können alle möglichen Emotionen ansteuern, Trauer, Freude, Erfüllung, Zufriedenheit, Ruhe, Sturm, heroische Gefühle, Erhabenheit usw., aber ich käme nie auf die Idee, eine übernatürliche Gottheit darin zu suchen oder dies als Geschenk eines übermächtigen alten Mannes auf der Wolke mit Rauschebart darin zu suchen.

Soetwas stört mich und macht alles kaputt. Die kleinen und großen Empfindungen haben auch für uns Naturalisten ihren eigenen, hohen Wert. An dieser Stelle will ich mir gar kein Urteil erlauben über den Umgang von Supernaturalisten damit, denn auch das mag nämlich ganz unterschiedlich ausfallen – auch darin liegt dann eine Achtung vor dem vielleicht sogar in seinem Wesenskern ganz anderen Menschen. Diese Empfindungswelt einem Naturalisten aber abzusprechen oder störend hineinzureden ist Missachtung, Diskriminierung des tiefsten Wesenskerns eines Menschen. Ich bin so und ich empfinde so, wie ich von Natur aus bin und wie ich durch meine Gedanken, auch durch persönliche Erfahrung, Erziehung und Kultur usw. geworden bin und wie ich meinem jetzigen körperlichen Zustand nach bin.
Ich weiß, dass da draußen Menschen sind, die so sind wie ich und die mich verstehen. Ich weiß es aus Erfahrung. Aber ich fürchte, dass da draußen auch Menschen sind, die eine – wie soll ich sagen? – die eine verkümmerte, verstümmelte Empfindungswelt haben, die zur großen Empfindung nicht fähig sind ohne irgendeinen Blödsinn hinein zu interpretieren und alles zerstören. Vielleicht wissen sie nicht, was sie tun. Diese Menschen möchte ich packen und schütteln und sie anschreien, dass sie mich in Ruhe lassen sollen mit ihrem supernaturalistischen Kram.




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